In den 1960er-Jahren ersetzte zum ersten Mal eine Maschine die Funktion eines lebenswichtigen
Körperorgans dauerhaft. Die künstliche Niere erhielt Menschen am Leben welche die Medizin bis
dahin nur beim Sterben hatte begleiten können. Diese Ausweitung des medizinisch Möglichen war
jedoch kein einfacher Triumph über den Tod. Das erste Ersatzorgan brachte Probleme auf die
seither im Umgang mit Medizin wichtig geblieben sind. Die wiederholte Anwendung der
Organmaschine die sogenannte Langzeitdialyse war teurer als jede medizinische Behandlung
zuvor. Auch in wohlhabenden Staaten wie der Schweiz begann ihre Eingliederung ins
Gesundheitswesen mit strenger Selektion der Kranken. Um das Dialyseangebot auszubauen rangen
Spitäler Krankenversicherer und Nierenkranke in wechselnden Allianzen um Einsparungen. Die
Gewinnmargen von Medizinalfirmen und kommerziellen Dialyseanbietern gerieten in die Kritik. Ein
Programm zur Selbstbehandlung zu Hause senkte Kosten band aber Angehörige in hohem Masse ein.
Betroffene setzten sich für eine Vergütung des privaten Aufwands ein - eine brisante Forderung
im Zusammenhang mit ambulanter Medizin. Daneben machte die lebenserhaltende Technik den Tod zu
einer bewussten Wahl. Selbstbestimmung am Lebensende wurde zum anspruchsvollen Ziel. Ausgehend
vom Bereitstellen einer für die Zeit äusserst teuren Medizintechnik erzählt diese Geschichte
der künstlichen Niere vom Wandel des Schweizer Gesundheitswesens in der zweiten Hälfte des 20.
Jahrhunderts.