Die Zeit der Telegrafistinnen und Telegrafisten der Handelsmarine ist seit 1999 vorbei. Doch
die Praxis der drahtlosen Telegrafie besteht auch ohne Funkoffiziere auf See und ohne
Küstenfunkstellen weiter. Täglich werden Tausende von Verbindungen getätigt - nunmehr von
Amateurfunkstationen. Die Telegrafie erfährt als technisches Steckenpferd für ehemalige und
Hobbytelegrafisten eine globale Reamateurisierung und verwirklicht damit ihre eigene
nostalgische Prospektion. Die drahtlose Telegrafie ist wieder experimentell und frei von
pekuniärem Druck sie knüpft an die ersten drahtlosen Versuche im 19. Jahrhundert an. Der
Telegrafist transzendiert so die Figurationen der drahtlosen Telegrafie und diese werden
diachron. In der Würdigung als immaterielles Kulturerbe und in der reamateurisierten Praxis
gewinnt die Telegrafie neue Bedeutung. In dieser Monografie werden die Zusammenhänge von
Menschen Dingen und Prozessen in der maritimen Handelstelegrafie erforscht vom Aufstieg bis
zur kommerziellen Obsoleszenz ferner die laientelegrafische Schattengeschichte also die
Ereigniswelten der nichtkommerziellen Telegrafie und das Fortbestehen der Telegrafie als
technisches Hobby. Der Band leistet einen Beitrag zur kulturgeschichtlichen Erforschung der
maritimen Telegrafistinnen und Telegrafisten im technologischen vorstellungsweltlichen und
materiellen Zeitlauf und beleuchtet damit den ersten elektrisch-binären - «digitalen» -
Lebenszyklus der technologischen Kommunikation.