Oswald Mathias Ungers' (1926-2007) Werk ist nicht zu trennen von der vom westdeutschen
Wohlfahrtsstaat konditionierten Stadt und der seit den 1960ern geführten Urbanitätsdiskussion .
Nach der Abkehr vom umstrittenen Massenwohnungsbau suchte Ungers im abstrakten Bild der
Architektur nach den zeitlosen Grundlagen der Disziplin. Diskursiv und über seine Bauten und
Entwürfe lieferte er nach 1968 eine entscheidende Orientierung für ein besonders in der
Bundesrepublik Deutschland frustriertes Metier etwa mit dem im Labor Westberlin entwickelten
Konzept des Grünen Archipels oder durch die Forderung nach selbstreferentieller Thematisierung
der Architektur. Nach 1977 wurde Frankfurt am Main zum entscheidenden Resonanzraum für den
Ungersschen Themenkatalog: Wie ein Prisma spiegeln das Deutsche Architektur Museum und die
Messe Frankfurt Verlagerungen im städtischen Publikum ebenso wie veränderte politische und
wirtschaftliche Parameter. André Bideau untersucht Ungers' Denken und Entwerfen im Kontext der
Entwicklung der Bundesrepublik. Er zeigt wie in Ungers' von gesellschaftlichen wie
konstruktiven Bindungen freier Architektur eine neue Berufsidentität ihren Ausdruck fand.