Bildungsprozesse werden zunehmend als ein Gegenstand staatlicher Steuerung behandelt.
Deutlichstes Anzeichen dieser Entwicklung ist die Vervielfältigung von Evaluations- und
Prüfungstechniken durch die Individuen und Institutionen einer beständigen Kontrolle
unterzogen werden. Will man gegen diese Steuerungsmaßnahmen an der emanzipatorischen Kraft des
Bildungsbegriffs festhalten so liegt es nahe die Freiheit jenseits aller Prüfungsprozesse zu
suchen. Diese klare Trennung von Bildungs- und Prüfungsprozessen führt aber in eine
argumentative Sackgasse. Im Ausgang von den klassischen Aufklärungsphilosophien Kants und
Hegels lässt sich zeigen dass Momente der Prüfung und Selbstprüfung schon die alltägliche
Erfahrung prägen. Als informelle Prozesse der Bewährung bilden sie einen wichtigen
Angriffspunkt für Techniken der Verhaltenslenkung müssen aber zugleich als privilegierter
Stützpunkt des Widerstands gegen solche Techniken begriffen werden. »Skeptische Bildung«
formuliert einen bildungsphilosophischen Vorschlag zur begrifflichen Unterscheidung von
Prüfungs- und Bewährungsprozessen. Dazu erneuert die Studie eine philosophische Strategie
deren Bedeutung für das Denken Kants und Hegels nur selten gesehen wird: die Reaktivierung der
pyrrhonischen Skepsis in aufklärerischer Absicht.