Der Essay befasst sich vor dem Hintergrund des noch viel zu wenig bekannten Werks der 1919 in
Zürich geborenen und 1988 in São Paulo verstorbenen Lyrikerin und Künstlerin Mira Schendel mit
der sinnlichen Beziehung zwischen dem Betrachter und der in bildlichen Werken dargebotenen
Zeichen. Wie können wir Kunstwerken in unmittelbarem Erleben über unsere Sinne begegnen
anstatt ihnen Bedeutungen immer nur entlang der Trennung rational sinnlich
zuzuschreiben?Ausgehend von zwei während der Jahre 1964 und 1965 entstandenen Monotypien
Schendels und deren spezifischer Materialität von Schrift und Strich analysiert der Autor das
intime Aufeinanderbezogensein von Zeichen [signo] und Beschweigen [sigilo] in deren
Komplizität sich sowohl Ästhetik wie Ethik der von Sprachgrenzen durchkreuzten Kunst Mira
Schendels offenbart - einer Kunst die es unternahm von einer Migration der Buchstaben« zu
einer »Potenz des Signifikanten« zu gelangen.