Jean-Luc Nancys zentrales Werk die 1992 erschienene Schrift Corpus mündete in einem »Zwischen
den Körpern« in dem sich das einzigartige Band von »ich und du« exponiert. Dreißig Jahre
später und angesichts seines nahenden Todes war es genau jenes »Zwischen« über das Jean-Luc
Nancy noch einmal meditieren wollte. Im Licht des mit dem titelgebenden Cruor aufgerufenen
Registers des vergossenen Blutes setzt sich Nancy mit der Frage nach der Rohheit und
Grausamkeit zwischen den Menschen und erneut mit den kulturphilosophischen Schriften Freuds
auseinander. Ist es doch der Widerstreit von Eros und Thanatos von Lebenstrieb und Todestrieb
an dem sich das Schicksal der Menschen zu entscheiden scheint. Wie aber dieses Pulsieren
zwischen Es und Ich Du denken wie die Objektfixiertheit der Triebe wenden um der aggressiven
Natur des menschlichen Wesens auch jenseits der römisch-christlichen Auffassung der Liebe eine
neue Gestalt zu eröffnen? Der Tod Jean-Luc Nancys im August 2021 macht das schmale Buch zu
einem eindringlichen Vermächtnis eines der bedeutendsten Philosophen unserer Zeit.