Zwei korrespondierende Bewegungen zeichnen sich im kritischen Antihumanismus der
Gegenwartsphilosophie ab: Die Hinwendung zur Produktivität der Materie und damit zu einer
Reontologisierung des Diskurses sowie ein manifester Relationalismus der von einer egalitären
Vernetzung zwischen menschlichen und nichtmenschlichen Entitäten ausgeht und tendenziell eine
Agentialität des Nonhumanen behauptet. Im Gegensatz zu den philosophischen Entwürfen der 1970er
bis 1990er Jahre scheint jedoch eine durchgehende Perspektive wie auch ein konsistenter Begriff
des Gesellschaftlichen zu fehlen sodass man - parallel zu seiner technischen Destruktion durch
digitale Medien - von einem Verschwinden des Sozialen überhaupt sprechen muss. Die gegenwärtige
politische Krise ist diesem Verschwinden geschuldet. Die verschiedenen Texte dieses Bandes zu
Jean-Luc Nancy Bruno Latour Gilbert Simondon und dem New Materialism eint eine Analyse dieser
Krisensituation indem sie als Gegenkonzept den antiken Begriff der kon nia als eine
Beziehungsform ins Spiel bringt die die Ethizität des Gemeinschaftlichen allererst begründet
ohne auf formale Modelle wie Mitsein Partizipation oder Relation zurückzugreifen. Vehement
tritt das Buch so für die Unverzichtbarkeit einer gleichermaßen humanen wie sozialen Dimension
des Denkens ein.