Das Sprechen über Literatur kennt viele Register. Die Literaturwissenschaft etwa verfügt über
ein weitgehend technisch definiertes Vokabular: Epoche Metapher oder Diegese sind
Schlüsselbegriffe einer institutionalisierten Disziplin. In den alltäglichen Austausch über das
Lesen und Schreiben fließen aber immer wieder Begriffe und Bilder ein die in den
literaturwissenschaftlichen Standardlexika nur selten Platz finden. Erzeugt ein Text einen
Vibe? Gibt es eine spezifisch literarische Form der Ansteckung? Und was ist gemeint wenn die
Lesenden ihr Verhältnis zum Text als intim begreifen? Solche aus der Alltagssprache oder
angrenzenden Wissensgebieten stammende Termini haben ebenfalls einen erheblichen - wenn auch
oft eher unscheinbaren - Einfluss darauf wie über Literatur nachgedacht und gesprochen wird.
Der vorliegende Band versammelt eine Auswahl dieser in der Literaturtheorie noch nicht fest
verankerten oder definierten Begriffe die in neunzehn Einzelbeiträgen näher untersucht und
experimentell zum Einsatz gebracht werden. Dabei widmen sich die Autor:innen die sowohl aus
der Wissenschaft als auch aus der Literatur stammen jeweils einem für die eigene Arbeit
relevanten Stichwort. Neben der genealogischen Betrachtung der begrifflichen Differenzierung
und der essayistischen Annäherung geht es daher auch um die Frage welche Rolle die Stichwörter
für unsere eigene kritische oder poetische Praxis spielen. Auf je spezifische Weise werfen die
Beiträge Fragen über das Lesen und Schreiben in der Gegenwart auf - einer Zeit in der sich die
Bedingungen dieser Tätigkeiten rapide wandeln. Die in dem Band angestrebte Erweiterung und
Erneuerung unseres poetologischen Begriffsinventars soll dabei helfen den Blick für diese
Transformationsprozesse zu schärfen. Mit Beiträgen von Daniel Falb Philipp Felsch Joshua Groß
Juan S. Guse Hanna Hamel Bernd Herzogenrath Lars Koch Jan Lietz Cornelia Ortlieb Michaela
Ott Tanja Prokic Sonja Pyykkö Monika Rinck Kathrin Röggla Simon Schleusener Holger
Schulze Ingo Schulze Juliane Vogel und Frank Witzel.