Krieg Medien und Affekte In zwei Essays und einem Interview beschäftigt sich Judith Butler mit
der Rolle der Medien und besonders der US-Kriegsberichterstattung in den gegenwärtig geführten
Kriegen. Im Zentrum stehen der Irakkrieg und das US-Gefangenenlager in Guantanamo. Butler
konstatiert dass die moralische Verabscheuung von Tötungen und Gewalt von bestimmten Umständen
abzuhängen scheint - die entsprechenden Reaktionen unterscheiden sich je nachdem ob die
ausgeübte Gewalt staatlich sanktioniert ist (wie im Krieg) oder nicht (etwa bei Attentaten).
Nicht nur moralische Regungen die Konstitution von Affekten überhaupt wird von Deutungsmustern
bestimmt. Professionell befasst mit der Herausbildung derartiger Deutungsmuster aber sind die
Medien. In Zeiten des Krieges sehen Teile der Medien es als ihre Aufgabe das Bild der
Überlebensfähigkeit der Nation zu sichern. Die eigene Destruktivität wird als gerecht die
Möglichkeit der eigenen Zerstörung hingegen als undenkbar dargestellt. In dieser Perspektive
erscheinen einige Leben als nennens- und schützenswerter als andere. Hier geht es um die
Wahrnehmung - und damit um nichts Geringeres als um das Leben - ganzer Bevölkerungen. Wie
welches Leben wie präsentiert und repräsentiert wird hat tiefgreifende Auswirkungen darauf
mit welchen Affekten wir im Krieg wie im Frieden die prinzipielle Gefährdetheit des Lebens
begreifen.