In ihrer jüngsten Zuspitzung hat die Finanzkrise zu einer Sklerose politischer
Entscheidungsprozesse zu einer regelrechten Krise des Regierens geführt: Von den hektischen
Verhandlungen über die Rettung von Lehman Brothers im September 2008 bis zu den Diktaten
europäischer Krisenpolitik haben Expertenkomitees improvisierte Gremien oder Troikas die
Regierungsgeschäfte übernommen und wurden ausschließlich durch außerordentliche Ereignisse und
Ausnahmefälle legitimiert. Diese Notstandspolitik belegt die Effizienz einer Entscheidungsmacht
die sich in Konsortien aus politischen und ökonomischen Akteuren formiert.Vor diesem
Hintergrund verfolgt Joseph Vogl die Dynamik eines kapitalistischen Systems das durch die
Ko-Evolution von Staaten und Märkten geprägt ist und zu einer Intensivierung wechselseitiger
Abhängigkeiten führte. Die Entgegensetzung von Politik und Wirtschaft Staat und Markt erweist
sich als Legende des Liberalismus und reicht nicht hin die Dynamik moderner Regierungsmacht zu
fassen. Von frühneuzeitlichen Großunternehmen über die Entstehung von Zentralbanken bis zur
Herrschaft der Finanzökonomie wird das Geschick unserer Gesellschaften von unkontrollierten
Souveränitätseffekten bestimmt in denen sich die Produktion von Werten mit der Organisation
von Macht verknüpft.