Das Drehbuch wird gemeinhin nicht zur Gattung der schönen Literatur gezählt. Ihm haftet der
Makel des Gebrauchstextes an. Als erste Stufe im filmischen arbeitsteiligen Entwicklungsprozess
ist seine Aufgabe das Verschwinden. Entsprechend gering ist das publizistische und
wissenschaftliche Interesse am Grenzgängertext. Hand in Hand mit diesem minderwertigen Status
geht das fehlende öffentliche Ansehen des Drehbuchautors. Die Dissertation fragt nach den
Gründen. War das im Verlauf der Filmgeschichte immer so? Wie widersprechen sich
filmtheoretische Positionen? Die literaturwissenschaftliche Analyse am Fallbeispiel Agnes von
Peter Stamm stellt die Gegenthese auf: Das Drehbuch ist Literatur. Wie verändert sich der
literarische Charakter in der Adaption vom Roman ins Drehbuch? Der Gattungsvergleich setzt sich
zum Ziel die Eigenständigkeit einer Textsorte Drehbuch mit ihrer spezifischen
Gestaltungsästhetik zu bestimmen. Da das Drehbuch Agnes in Zusammenarbeit mit einer
Filmproduktionsfirma entstanden ist - der Film Agnes ist geplant - beinhaltet die Dissertation
gleichsam eine Bestandesaufnahme der aktuellen Drehbuch(schreib)situation.