Erholungsangebote für den harten Alltag im Nationalsozialismus? Fluchtfahrzeuge für Eskapisten?
Oder doch erfolgreiche Instrumente der Integration und Propaganda? Produkte einer modernen
Populärkultur waren bis 1945 zentraler Bestandteil des Alltags im 'Dritten Reich'. Auch wenn
die Nationalsozialisten diese Kultur zumindest in Teilen von ideologischer Warte aus scharf
kritisierten forcierten sie den Ausbau einer auf Massenkonsum orientierten Kulturindustrie
zugleich versuchten sie freilich deren Produkte zu beeinflussen und zu bestimmen. Literatur-
und Medienwissenschaftler sowie Historiker verorten in diesem Band u. a. Tierfilme
Science-Fiction Arztromane und populärwissenschaftliche Zeitschriften im Kultur- und
Propagandabetrieb des 'Dritten Reiches'. Sie analysieren die Versuche zur Formierung der
Unterhaltungsliteratur beleuchten Phänomene wie die Inszenierung von Volksgemeinschaft im
Fußballfilm Theatertourneen für die Arbeiter der Reichsautobahn sowie die Präsenz von
Blondinen und anderen Populärmythen in Propagandaflugblättern. Biographische Fallstudien
beschäftigen sich mit der Stellung von Autoren wie Hans Dominik Ernst Kreuder Hans Fallada
und Erich Kästner in der NS-Kulturindustrie. Die Beiträge zeigen wie weit sich
Nationalsozialismus und gute Unterhaltung miteinander kombinieren lassen. Sie zeigen aber auch
wo diese Verbindung an die Grenzen der Logik einer kapitalistisch organisierten
Kulturproduktion stößt bzw. mit den ideologischen Ansprüchen einer Diktatur kollidiert.