Gegenstand dieser Studie sind die Aufzeichnungen von Tropen zum Ordinarium missae in sechs
Handschriften aus der mittelalterlichen Abtei St. Gallen: insgesamt 101 tropierte Kyrie Gloria
Sanctus und Agnus dei die von rund 50 Schreibern aufgezeichnet wurden. Die älteste Sammlung
stammt aus dem zweiten Viertel des 10. Jahrhunderts und ist nahezu identisch in den beiden
Codices SG 484 und SG 381 enthalten. Teilweise auf dem alten Bestand basierend entstanden im
11. Jahrhundert in den Handschriften SG 376 SG 378 und SG 380 neue Tropare. Dieser jüngere
Bestand wurde im 13. Jahrhundert durch zwei Nachtragszyklen in SG 378 und SG 382 sowie durch
sporadische Aufzeichnungen bis ins 14. Jahrhundert erweitert. Mittels einer kodikologischen und
paläographischen Untersuchung der St. Galler Bestände und im Vergleich mit den Konkordanzen aus
220 weiteren Handschriften werden die zeitliche Schichtung die Provenienz Datierung und
Funktion der Aufzeichnungen diskutiert. Ein Kapitel ist dem Thema Stammgesänge und Rezeption
gewidmet und schliesslich wird anhand von singulären Fassungen und Unika die Frage nach St.
Galler Eigenschöpfungen erörtert.