Ernst Halters grosse Auswahl der Gedichte Erika Burkarts stellt exemplarisch das
jahrzehntelange lyrische Schaffen der Dichterin vor deren Entwicklung dem gängigen Muster -
Aufbruch ins Ungewohnte neuartige Diktion Konsolidierung Reife Abgeklärtheit Rückzug -
widerspricht: Sie geht genau den umgekehrten Weg. «Lies beide Seiten» wird das Motto ihres
Schreibens. Es berichtet von erhoffter Transzendenz des lebendigen Hier in ein uns nicht
erkennbares geahntes Dort wo sich ein Sinn finden könnte. Wir leben auf einer planen Fläche
und sind nichts als das Spiegelbild des Mysteriums unserer eigenen Existenz das unseren
Blicken undurchdringlich bleibt.Ihre grossen Gedichte sind Spiegelschrift. Wider den Tod
entwickelt die Dichterin zuletzt ihr revolutionäres Profil: Fragmente harte Kontraste
blitzhafte Visionen Proteste Rufe Klagen Beschwörungen - in alltäglicher Diktion. «Gott
allpräsent in seiner Absenz? Wir wissen gar nichts. Unvorstellbar eine gottlose Welt. Wir leben
von etwas an das wir uns wider jede Wahrscheinlichkeit seines Seins klammern als an die letzte
Hoffnung.»