Ludwig der Antiheld in Gábor Fónyads Roman »Als Jesus in die Puszta kam« ist weder besonders
religiös noch ein Weltverbesserer und schon gar kein Messias. Trotzdem rutscht er immer tiefer
in eine scheinbar ausweglose Situation als der neue Heilsbringer. Denn inmitten von Fake News
und Verschwörungstheorien weiß auch er plötzlich nicht mehr was noch wahr und was fake ist.
Fónyads Roman zeigt den schmalen Grat zwischen Wahrheit und Wahn Glaube und Fanatismus
romantischer Liebe und Mitläufertum. Und er hinterfragt eine rund um die Uhr von Medien
dominierte Gesellschaft mit leisem Sarkasmus und präziser Beobachtung. Der junge und
antriebslose Spielwarenverkäufer Ludwig wird in Wien aus seinem eintönigen Leben gerissen als
er von einer kleinen Gruppe Ungarn als der wiedergekehrte Messias auserwählt wird. Als Beweis
dafür dienen Ludwigs Narben an den Händen und seine ungarische Mutter - denn für die Ungarn ist
klar: Jesus war einer von ihnen! Ludwig wiederum weiß nur wenig über seine Herkunft und
stolpert in ein Wild-West- Abenteuer mitten in der ungarischen Puszta. Ausgerechnet die
Pfarrerstochter die ihm den Kopf verdreht hat öffnet ihm die Augen über den Ernst der Lage
und er merkt viel zu spät dass er bereits tief im Schlamassel sitzt. Nicht zufällig findet der
Höhepunkt des Romans in Ungarn statt - und doch könnte er überall spielen. Gespickt mit
Anspielungen auf die rasante Zunahme von Verschwörungstheorien weltweit hat die Realität es
dennoch geschafft ihn und sein Werk nicht nur einmal einzuholen.