Fragen wir nach den Pflichten und Rechten die wir einander gegenüber haben so ist die erste
Antwort der Moderne dass es Pflichten und Rechte der Gleichheit sind: Gleichheit ist die
vorrangig nromative Idee der Moderne. Das gilt im Moralischen ebenso wie im Politischen.
Gleichheit ist die Grundidee der modernen Moralphilosophie und der modernen Verfassungsstaaten.
Die moderne Begründung und Durchsetzung der Gleichheitsidee begleitet jedoch wie ein Schatten
eine andere Einstellung: eine Haltung der 'Befragung' der Gleichheit. Diese andere Einstellung
betrachtet die Gleichheitsidee von außen in ihren Folgen für das Leben der Individuen sie
betrachtet die Gleichheit in ihren Brechungen und Spiegelungen in deren Leben. Das ist die
Methode der Befragung der Gleichheit: Sie ist eine 'Reflexion' der Gleichheit im Verhältnis zur
Individualität. Die Idee der Gleichheit kann für die Individuen Einschränkungen gar
Verzerrungen und Verletzungen bedeuten was für alle gerecht ist ist nicht für jeden gut. Das
ist der Inhalt der Befragung der Gleichheit: Sie ist eine 'Kritik' der Gleichheit am Maßstab
der Individualität. Christoph Menke geht es in seinem Buch um dieses Unternehmen einer
Befragung der Gleichheit. Dazu bezieht er sich auf wichtige Stationen ihrer Geschichte: die
romantische Revolutionskritik (Burke Schiller) Nietzsches Genealogie der Moral Schmitts
Theorie der Souveränität Adornos negative Dialektik der Gleichheit. Zugleich betrachtet er die
gegenwärtigen philosophischen Debatten um die Idee der Gleichheit: die Debatte um den Begriff
der Gerechtigkeit (Derrida) um den Wohlfahrtsstaat (Luhmann Taylor Foucault) zwischen
Liberalismus und Kommunitarismus (Rawls).