Wanderschaft und Denken. - Wie kein anderer hat Nietzsche diese Verbindung in seinem Leben und
Schreiben hergestellt. Im gleichen Maße in dem er sich als Philosoph stets an neuen Positionen
versucht experimentiert er mit den Orten seiner Existenz. Dieses Charakteristikum findet
seinen Ausdruck zunächst in der räumlichen Form der Texte Nietzsches den thematisch
grenzziehenden und zugleich stilistisch Atmosphären bildenden Aphorismen. Darüber hinaus war
Nietzsche aufgrund seines empirischen Interesses ein intensiver Leser erdkundlicher und
erdgeschichtlicher Werke. Hierdurch entsteht in seinen Texten eine von der Rezeption bislang
nur unzugänglich erschlossene Mischung aus geographischen Metaphern und Referenzen. In der
Studie von Stephan Günzel wird erstmals Nietzsches Abwendung vom zeitgenössischen historischen
Denken entlang geologischer und kartographischer Leitmotive nachgewiesen. Diese sind der
Schlüssel zum Verständnis der metaphorischen Landschaftsschilderungen und ihrer Erhebung zur
philosophischen Konzeption dessen Werk. Wie Vergleiche mit Platon Kant und Hegel zeigen
stellen besonders die geographischen und kosmologischen Motive des Zarathustra - das Meer die
Wüsten die Berge der Himmel und die Sonne - eine Kritik am traditionellen Bildgebrauch in der
Philosophie vor Nietzsche dar.