Als politischer Leitbegriff hat das Gemeinwohl in den Diskussionen um die Zukunft des
Wohlfahrtsstaates bürgergesellschaftliches Engagement und Sozialkapital an Bedeutung gewonnen.
In einer pluralistischen Gesellschaft muss allerdings stets aufs Neue ausgehandelt werden was
das allgemeine Wohl überhaupt ausmacht und folgerichtig bedienen sich verschiedene soziale
Akteure der Gemeinwohlrhetorik. Solche Rhetoriken und die sie gestützte politische Praxis sind
Indikatoren des Wandels politischer Orientierungen und Institutionen. Zudem ist nicht
auszuschließen daß zuviel oder unglaubwürdige Gemeinwohlrhetorik zu einem Verbrauch
soziomoralischer Ressourcen führt. Das Gemeinwohl ist ein normatives Ideal das auch
Vorstellungen darüber prägt wieviel Gemeinsinn aufgebracht werden soll.