Es kommt nicht oft vor dass man innerhalb einer Arbeit sowohl einen generativ-grammatischen
als auch einen soziolinguistischen Ansatz findet. Die vorliegende Studie versucht diesen
Brückenschlag anhand von Daten aus der französischen Interrogativsyntax u.a. zur
wh-in-situ-Form zur stilistischen Inversion zur langen Extraktion und zur
que-qui-Problematik. Gradierte Grammatikalitätsurteile bilden die empirische Hauptdatenquelle
wobei auch Daten aus qualitativen Interviewerhebungen und Lesezeitmessungen einbezogen werden.
Zugleich werden methodologische Fragen zur Messbarkeit von Grammatikalität behandelt. Die
Auswertung des empirischen Materials revidiert und präzisiert einige vertraute Auffassungen.
Beispielsweise erweist sich die Evidenzgrundlage für die Annahme von LF-Bewegung bei
wh-in-situ-Strukturen des Französischen als überraschend dünn. In einem weiteren Schritt wird
der Einfluss externer Faktoren auf die Grammatikalitätsurteile statistisch untersucht. Hierbei
beschränkt sich die Arbeit nicht auf den Standardsatz soziodemographischer Merkmale. Sie
bezieht das Lebensstilkonzept aus der soziokulturellen Theorie von Pierre Bourdieu ein das
sich in der Tat als besonders relevant für die Identifikation und Erklärung von
Variationsphänomenen in der Grammatik (z. B. Präferenzen für bestimmte Wortstellungsvarianten)
erweist. Diese Studie zeigt wie die gemeinsame Berücksichtigung einer grammatiktheoretischen
und sozialstrukturellen Analyse zu einem präziseren Verständnis der französischen
wh-Interrogation führt.