Martin Schieder Isabelle Ewig (Hrsg.) Deutsch-französische Kunstbeziehungen. Kritik und
Vermittlung Bd. 13: In die Freiheit geworfen Positionen zur deutsch-französischen
Kunstgeschichte nach 1945 Wo stand die Kunst nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs? Diese Frage
wird in Deutschland wie in Frankreich häufig gestellt doch für ihre Beantwortung selten eine
bilaterale Perspektive gewählt. Dabei entfalteten die deutsch-französischen Kunstbeziehungen
nach 1945 eine ungeheure Dynamik die an die Zeit vor Diktatur und Krieg anknüpfte. Erstmals
untersuchen Historiker und Kunsthistoriker beider Länder das bisher weitgehend unbekannte
Kapitel der gemeinsamen Kunstgeschichte rekonstruieren die Konkordanzen und Dissonanzen die
es damals in der Kunst und im ästhetischen Diskurs gab. An Watteaus Bild Das Ladenschild des
Kunsthändlers Gersaint etwa das einst Friedrich der Große erworben hatte und nun Aragon als
Blutgeld zurückforderte wird die politische ja symbolische Bedeutung des Kulturtransfers
deutlich. Beschränkte sich das Interesse der Franzosen zunächst auf die altdeutsche Kunst
entfaltete vice versa die französische Moderne große Wirkung - und zwar nicht nur im Westen
sondern auch im Osten wo sich verschiedene Maler von der offiziellen Ästhetik des
Sozialistischen Realismus abzugrenzen versuchten. Während man dort den Expressionismus und das
Bauhaus entdeckte reflektierten hier Künstler und Kritiker über den Kubismus und
Existentialismus. Einige Maler und Bildhauer standen im Fokus der gegenseitigen Wahrnehmung.
Galt Cézanne in Deutschland als Übervater der Moderne wurde Klee in Frankreich als Wegbereiter
der Abstraktion bewundert. Derweil man die Rückkehr Max Ernsts aus dem amerikanischen Exil auf
beiden Seiten kaum registrierte feierte die Pariser Avantgarde den deutschen Emigranten Wols.
Der Band gibt nicht nur Einblick in die faszinierende Geschichte des deutsch-französischen
Kulturtransfers sondern führt mit neuen Fragen und Ergebnissen in die
Nachkriegskunstgeschichte der zwei Kulturnationen ein.