Lange Zeit war es üblich den Ersten Weltkrieg primär als Wendemarke der Kulturgeschichte
aufzufassen ging in ihm doch jener Fortschrittsglaube zugrunde der für das bürgerliche
Selbstverständnis konstitutiv gewesen war. Auch wenn inzwischen die meisten Historiker darin
übereinstimmen dass dieser Krieg als Urkatastrophe dieses Jahrhunderts aufgefasst werden muss
wissen wir doch vergleichsweise wenig darüber wie die Jahre zwischen 1914 und 1918 von den
Menschen erlebt und gedeutet wurden. Den Fokus des Buches bildet die deutsch-jüdische Kultur im
Ersten Weltkrieg: Der jüdische Geist führte keine Ghettoexistenz sondern stand in regem
Kontakt mit den einflussreichen Zeitströmungen. Nicht selten erweisen sich dem ersten Anschein
nach spezifisch jüdische Interpretamente als hochgradig abhängig von der kulturellen
Großwetterlage. Gerade aus diesem Grund empfiehlt es sich das kulturelle und soziale Umfeld
jüdischer Intellektueller näher zu betrachten.