Das mittelalterliche Europa war keine christliche Einheitskultur sondern geprägt von
vielfältigen Prozessen des Kontakts und der Abgrenzung zwischen Kulturen bei denen die drei
monotheistischen Religionen Christentum Judentum und Islam eine herausragende Rolle spielten.
Seit 2005 erforscht das DFG-Schwerpunktprogramm Integration und Desintegration der Kulturen im
europäischen Mittelalter die Geschichte Europas als Geschichte kultureller Differenzen. Der
Band dokumentiert die Dynamiken und Erträge eines wissenschaftsorganisatorischen Experiments:
Gegliedert in fächerübergreifende Arbeitsgruppen erforschten 24 Einzelprojekte aus 14
Disziplinen Integrations- und Desintegrationsprozesse von Skandinavien bis Ägypten von der
Iberischen Halbinsel bis zu den Steppen Zentralasiens in komparativem Zugriff sie präsentieren
ihre Ergebnisse nun in Beiträgen die von mehreren Autorinnen und Autoren gemeinsam verfasst
worden sind. Dabei werden Begriffe wie Kultur problematisiert und schon eingeführte Konzepte
wie Integration Desintegration Inklusion Exklusion Hybridisierung und Transfer als
Instrumente transkultureller Mediävistik auf den Prüfstand gestellt. Das Ende der Laufzeit des
Schwerpunktprogramms gibt zugleich Anlass methodisch-theoretische Einsichten der gemeinsamen
Forschung wie auch praktische Erfahrungen bei der transdisziplinären Zusammenarbeit zu
bilanzieren. Michael Borgolte geboren 1948 ist Professor für Mittelalterliche Geschichte an
der Humboldt-Universität zu Berlin.