Der Alte Orient ist ein Konstrukt der neuzeitlichen Wissenschaft. Seine Grenzen in Raum und
Zeit sind unscharf seine Forschungsgegenstände unterliegen kontinuiertlich der Veränderung.
Doch in demselben Maße in dem die kulturelle geographische ethnische und gesellschaftliche
Diversität im Alten Orient in der Forschung an Kontur gewinnen treten auch die Gemeinsamkeiten
deutlicher hervor. Dies lenkt den Blick auf Vielfalt und Normierung als Kategorien
kulturgeschichtlicher Betrachtung und die Frage inwieweit diese als Elemente des historischen
Prozesses selbst wirksam sind. Die Einführung eines neuen Maßsystems eine Schriftreform die
Durchsetzung eines neuen keramischen Formenrepertoires sind Beispiele für die aktive Nutzung
des Wissens um die Wirkmächtigkeit von Normierungsprozessen zur Stabilisierung territorialer
Herrschaft. Doch die Frage stellt sich für den Alten Orient sehr viel grundsätzlicher: Welchen
Anteil haben Konzepte Regelungsmechanismen und Zeichensysteme an der Erzeugung der kulturell
politisch religiös wirtschaftlich und sozial überformten Räumen? Im Rahmen der Forschungen
des Exzellenz-Clusters TOPOI der das Spannungsfeld von Räumen und Wissen in der Antike
erkundet widmete sich ein Symposium historischen Phänomenen von Vielfalt und Normierung in
altorientaischen Kulturen. Der Band versammelt archäologische philologische historische
linguistische und religionsgeschichtliche Beiträge nenommierter Forscher zur Altertumskunde
Vorderasiens.