"Kafka blickt auf die Welt als ein in sie Zurückgestoßener als einer der auf dem Weg nach
jenen Stätten um-kehren muß an denen der Kaiser wohnt und die unbekannten Gesetze beheimatet
sind. Nicht so als ob er überhaupt zu ihnen hingefunden hätte aber ihm ergeht es doch wie
einem halb Erwachten dessen schlafbefangenes Sinnen dem eben erst verflogenen Traum gilt in
dem die Lösung aller Rätsel gegenwärtig gewesen ist. Noch glaubt er das Schlüsselwort greifen
ja schmecken zu können und schon zerrinnt die unübertrefflich klare Figur zu der sich die
Welt im Zeichen des offen-baren Geheimnisses zusammengeschlossen hat. Unter Qualen bemüht er
sich ihre auseinandergefallenen Teile einzufangen die sich noch dazu grundverkehrt wieder zu
vereinigen beginnen und je weniger ihm die Rekonstruktion des verschwundenen herrlichen Bildes
gelingt desto verzweifelter jagt er zwischen den zerstreuten Bruchstücken hin und her um sie
aufzuhalten und womöglich zu ordnen." Siegfried Kracauer (1931) "In diesem Band sind jene
Texte aus Kafkas Nachlaß vereinigt die bis Herbst 1917 entstanden sind (abgesehen von den
beiden Romanen Der Verschollene' und Der Proceß' sowie von dem was in den Tagebüchern'
überliefert ist). Sie werden hier strikt handschriftgemäß dargeboten aber nicht nur in der
originalen Texgestalt sondern auch in ihren ursprünglichen handschriftlichen
Textzusammenhängen. Manches Wohlbekannte und oft Kommentierte stellt sich somit anders dar als
in der gewohnten von der bisherigen Druckgeschichte bedingten Form. Was in den früheren
Kafka-Ausgaben als einheitliches und quasi abgerundetes Textstück vorgelegt wurde stellt in
Wirklichkeit oft ein zusammengesetztes Gebilde dar das auf dem Wege der Kontamination der
Umordnung des Überlieferten oder auch der Wiedereinsetzung von Passagen die vom Autor
gestrichen sind zustande gekommen ist. Danach würde man im vorliegenden Band vergeblich
suchen: statt dessen finden sich hier lediglich jeweils in den originalen Kontextbeziehungen
die verschiedenen sich vortastenden Ansätze zum betreffenden work in progress'. Mit anderen
Worten: Was in Kafkas Handschriften zusammensteht wird in dieser Ausgabe zusammengelassen."
Malcolm Pasley