Álvaro de Campos ist wie Ricardo Reis vor ihm an jenem legendären 8. März 1914 aus Pessoas
Seele ans Licht getreten als der Dichter in einem Zug die Triumph-Ode niederschrieb. Campos
ist das Gegenstück eines selbstbewußten Männlichkeitsfanatikers er will nicht ständig
überlegen sein und vielleicht macht ihn gerade das dem Leser sympathisch. Wichtiger aber ist
daß Campos die selbstgestellte Forderung Pessoas erfüllt »die moderne Kunst müsse mit der
gesamten Schönheit der Gegenwart vibrieren mit der ganzen Woge von Maschinen Handel und
Industrien«. Nirgendwo im Werk des großen portugiesischen Dichters rühren gemeinmenschliche
Erfahrungen den Leser so stark an wie bei Álvaro de Campos von dessen spätem Werk zahlreiche
Querverbindungen zu den Niederschriften des Hilfsbuchhalters Bernardo Soares im Buch der Unruhe
bestehen. Die Neuübersetzung von Inés Koebel die gegenüber der alten ein Drittel mehr Text
enthält ermöglicht einen neuen Blick auf die Figur die neben Bernardo Soares Pessoas liebste
war.