EAN: 9783100925664

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»Kaum jemand wird das Schreiben so sehr als Folter empfinden wie ich« ist im Juni 1936 vermerkt. Und im Februar 1939 mitten in der Atmosphäre wachsender Kriegsgefahr: »Ein Tag des Glücks« über die Arbeit an dem Roman Between the Acts. Schreiben war Bedrohung und Rettung zugleich für Virginia Woolf. Es führte sie bis zur äußersten Erschöpfung und Verzweiflung an den Rand des Lebens - und es war ihre Flucht aus der Realität. In den Vorkriegs- und Kriegsjahren die dieses Tagebuch umfaßt hat Virginia Woolf eine ungeheure Arbeitsleistung vollbracht. Der Roman The Years wurde beendet und überarbeitet. Riesige Mengen Material hat sie durchgesehen um die Biographie ihres verstorbenen Freundes des Malers und Kunstwissenschaftlers Roger Fry zu schreiben. Und fast prophetisch setzte sie sich mit der Frage auseinander wie Frauen dazu beitragen können Kriege zu verhindern. Ihr leidenschaftlicher politisch-feministischer Essay Three Guineas erschien ein Jahr vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges. Ihr Tagebuch nutzt Virginia Woolf zur Erholung vom disziplinierten Schreiben mit ihrem Sinn für groteske Situationen beobachtet sie den Alltag sie beschreibt Menschen und Gesellschaften Landschaften und Reisen genießt die geliebten Klatschgeschichten. Es scheint als sei sie in diesen schwierigen Jahren dem Leben besonders zugewandt. Zugleich aber läßt sie Gedanken an das Alter und den Tod »der eine ungeheure Erfahrung ist« näher an die Oberfläche kommen. Besorgt und engagiert kommentiert sie fast täglich die politischen Ereignisse und die bevorstehende Katastrophe in Europa. Die Bedrohung und schließlich der Krieg dringen immer stärker in ihr Leben ein. Nahrungsmittel werden knapp ihre Londoner Wohnung ist nach einem Luftangriff verwüstet. Jede Nacht donnern deutsche Bombenflugzeuge mit Kurs auf London über ihr Haus in Südengland. Eine deutsche Invasion steht bevor. Tapfer kämpft Virginia Woolf gegen die aufsteigende Depression und versucht sich beim Schreiben aufzumuntern. Aber in ihrer Erschöpfung während der letzten Arbeiten an dem Roman Between the Acts kann sie der Verdunkelung ihres Gemüts nicht mehr standhalten. Virginia Woolf wurde am 25. Januar 1882 als Tochter des Biographen und Literaten Sir Leslie Stephen in London geboren. Zusammen mit ihrem Mann dem Kritiker Leonard Woolf gründete sie 1917 den Verlag 'The Hogarth Press'. Ihre Romane die zur Weltliteratur gehören stellen sie als Schriftstellerin neben James Joyce und Marcel Proust. Zugleich war sie eine der lebendigsten Essayistinnen ihrer Zeit und hinterließ ein umfangreiches Tagebuchwerk. Virginia Woolf nahm sich am 28. März 1941 in dem Fluß Ouse bei Lewes (Sussex) das Leben. Der Herausgeber Klaus Reichert war Professor für Anglistik an der Universität Frankfurt am Main. Er arbeitet über die Renaissance die klassische Moderne und über Übersetzungstheorie und -geschichte. Er hat u. a. Shakespeare James Joyce und das Hohelied Salomos übersetzt. Er ist Herausgeber der deutschen James-Joyce-Ausgabe. Seit 2002 ist er Präsident der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. Die Übersetzerin Claudia Wenner übertrug die Tagebücher 2 und Erzählungen von Virginia Woolf ins Deutsche. 1998 erschien ihre Dissertation 'Moments of Being: Zur Psychologie des Augenblicks bei Virginia Woolf'. Sie arbeitet als Literaturübersetzerin (Raymond Carver Khushwant Singh u.a.) Kritikerin Herausgeberin und Essayistin in Frankfurt und Pondicherry. »Lastender Winter 1941. Virginia Woolf beginnt das Jahr mit der Eintragung: 'Schneidender Wind - wie eine Kreissäge'. Die Asheham Down den Hügel von dem sie den Blick nicht wenden kann beschreibt sie: 'rot violett taubenblaugrau'. In ganz ähnlichen Farben beschrieb einmal ein großer Maler den täglichen Fußweg zum Dorf. Virginia Woolf 'kennt' (diese eigenwillige Formulierung wählt sie oft) einen Satz: 'wirf einen letzten Blick zurück auf alles Schöne'. Die Luftangriffe überziehen die große Stadt mit einem schwarzen Film. Ich will den Buchumschlag entwerfen. Schon als ich ansetze zerbirst der Stift in meiner Hand. Sein Bersten weist mich in eine Collage. In einer jetzt schon alten Mappe finde ich noch Blätter mit Photographien von der Handschrift der Autorin.. Ich kenne den Zug dieser Schrift ich würde ihn immer sofort erkennen aber ich kann die Worte nicht entziffern. Ich appliziere den zerborstenen Stift auf einen Karton. Er läuft aus und dringt färbend ein in alle Fasern.« Sarah Schumann zur Umschlaggestaltung

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