Ein völlig neuer Zugang um u. a. die Corona-Pandemie besser zu verstehen: Der
Wissenschaftshistoriker Andreas Bernard geht in seinem Buch »Die Kette der Infektionen« von der
Hypothese aus dass die Bekämpfbarkeit von Epidemien an ihre Erzählbarkeit gebunden ist. Neben
dem dezidiert medizinischen Anteil am Kampf gegen Seuchen - der Entwicklung von Impfstoffen
der Erforschung von Immunität - erscheint die Frage wie Epidemien und ihre Ausbrüche
abgebildet werden ob sie überhaupt abbildbar sind für den Erfolg der Eindämmung zentral.
Andreas Bernard macht diesen Zusammenhang der im Hinblick auf die Corona-Pandemie seit dem
Frühling 2020 immer wieder deutlich wurde in seinen Studien zur Geschichte der Pocken der
Cholera der Influenza der Poliomyelitis oder der Frühzeit von Aids sichtbar. Er untersucht
inwiefern der Siegeszug der Bakteriologie im späten 19. Jahrhundert eine neue Darstellung der
Ansteckungsprozesse durchgesetzt hat deren Erzählformen und Sprachbilder heute noch gültig
sind. Außerdem beschäftigt er sich mit dem Ursprung und dem Ende von Epidemien als zwei
neuralgischen Punkten der Seuchenerzählung arbeitet die Begleitnarrative von »Immunität« seit
dem 18. Jahrhundert heraus und analysiert die Bedeutung von Kommunikationsmedien wie dem Brief
dem Telegramm und den aktuellen Tracking-Apps deren Nachrichten über die Epidemie in einen
Wettlauf mit dem Voranschreiten der Krankheit treten. Andreas Bernards Buch »Die Kette der
Infektionen« verbindet medizinhistorische und erzähltheoretische Forschung und schafft einen
bislang kaum beachteten Zugang zur Geschichte der Epidemien der auch einen neuen Blick auf die
Corona-Pandemie der letzten Jahre ermöglicht.