Hitler und Thomas Mann waren nicht nur politische Feinde sie waren auch Gegenspieler wenn es
ums das geistige Erbe Richard Wagners ging. Das wusste der ehrgeizige Dirigent Knappertsbusch
für sich zu nutzen - mit nachhaltigen Folgen. Hitler als Wagnerianer - diese Leidenschaft prägt
die Persönlichkeitsbildung und zieht sich als rote Linie durch Hitlers Leben von der Jugend in
Linz bis hin zum Untergang im Führerbunker. Zum ersten Mal beschreibt Hans Rudolf Vaget diese
Konstante mit all ihren Facetten Voraussetzungen und weitreichenden Folgen. Gegen das
deutschnationale Wagner-Bild Hitlers setzt Thomas Mann ein weltoffenes dem modernen Denken
verpflichtetes Verständnis von Wagners Kunst und Leben. Damit fordert er die bayreuthhörige
Wagner-Gemeinde heraus die sich an vorderster Stelle Hans Knappertsbusch militant gegen
Thomas Mann aufstellt. In diesem Kampf um Wagners Erbe zeigt sich - mit desaströsen und bis
heute wahrnehmbaren Folgen - das Ringen um eine deutsche Identität.