Mittelalterliche Dichtung ist weitgehend der Mündlichkeit verpflichtet nicht nur was den
Vortrag und die Aufführung betrifft sondern auch im Bezug auf die Überlieferung und das
Dichten selbst. Obwohl in der mediävistischen Forschung Fragen der Mündlichkeit
mittelalterlicher Dichtung viel diskutiert werden fehlt es an einer übergreifenden
handbuchartigen Darstellung. Das De Gruyter-Lexikon 'Medieval Oral Literature' wurde von einem
internationalen Team von 25 Wissenschaftlern geschrieben und bietet eine fundierte Diskussion
theoretischer Ansätze sowie ausführliche Erörterungen einzelner literarischer Traditionen und
Gattungen. Neben Kapiteln zur 'oral-formulaic theory' zur Mündlichkeit und Schriftlichkeit im
frühen Mittelalter zur performance und den Sängern Spielleuten zur mündlichen Poetik und zu
rituellen Aspekten der Mündlichkeit finden sich Kapitel zu altgermanischen romanischen
mittelhochdeutschen mittelenglischen keltischen griechisch-byzantinischen russischen
hebräischen arabischen persischen und türkischen Traditionen mündlicher Dichtung. An
Gattungen werden insbesondere Epik und Lyrik berücksichtigt zum Teil in separaten Kapiteln
mit zusätzlichen Kapiteln zur Ballade und zum Drama.