Seit der Klassik und Winckelmanns wirkmächtigen Studien zur Kunstgeschichte bilden die drei
Topoi Griechische Antike Kunst und Freiheit eine imaginäre Einheit die geradezu
divinatorische Züge annehmen konnte und ein Modell des klassisch inspirierten Kulturstaates zu
begründen half. Im Umfeld des griechischen Freiheitskampfes verband sich dieses ästhetische
Ideal mit einer virulent politischen Dimension: Der 1821 ausbrechende Aufstand gegen die
Osmanen schürte die Hoffnung ein neues und freies Griechenland als europäischen Modellstaat
errichten zu können. Im Schnittpunkt unterschiedlicher Diskurse gelegen konnten die Ereignisse
im Zeichen des Philhellenismus in gleicher Weise als Glaubenskrieg des Christentums gegen den
Islam als Aufbegehren eines unterdrückten Volkes gegen die Obrigkeit (und damit als
Projektionsfläche demokratischer Wunschvorstellungen im bürgerlichen Vormärz) sowie als
vermeintliche Renaissance eines antiken Idealzustands gesehen werden. Die Verbindung
klassizistischer und romantischer Ideale initiierte ebenso wie der gezielte Einsatz
unterschiedlicher Medien eine stände- und schichtenübergreifende Wirksamkeit und ermöglichte
eine bislang ungekannte Massenmobilisierung die in einer kaum überschaubaren Menge
literarischer und künstlerischer Erzeugnisse ihren Niederschlag fand.Der interdisziplinär
angelegte Band mit Beiträgen aus Frankreich Italien den USA und Deutschland analysiert die
Bedeutung des Philhellenismus für die Ausbildung eines ästhetisch-kulturellen Europagedankens
und untersucht vergleichend seine Rezeptionsgeschichte in den europäischen Ländern.