Schweigen ist die Negation von Rede zugleich aber ein unerlässlicher Bestandteil von Rede und
Kommunikation. Diese Erkenntnis die für die gesprochene Sprache gilt lässt sich jedoch nicht
einfach auf die erzählende Literatur übertragen: Schweigen im Epos bedeutet stets die
Darstellung von Schweigen durch den Erzähler. Insofern ist es stets funktional. Die vorliegende
Studie geht der Frage nach wie im römischen Epos Stille Schweigen Sprachlosigkeit und
Verweigerung der Kommunikation bis hin zur völligen Abwesenheit eines Protagonisten eingesetzt
werden. Sie will sich dabei nicht auf eine Untersuchung einzelner Motive (z.B. Schweigen aus
Liebe oder aus Trauer) beschränken sondern die Funktion des Schweigens als Bestandteil der
Dramaturgie der Kommunikation aufzeigen. Diese wird für jedes Epos - die Aeneis die Pharsalia
die Argonautica des Valerius Flaccus und die Thebais - unter stetem Rückgriff griechischen
Vorbilder in je einem eigenen Kapitel detailliert untersucht. Im Schlusskapitel werden die
Ergebnisse verglichen wobei neben einer Reihe von Motivähnlichkeiten auch große Unterschiede
in der Erzähltechnik deutlich werden. Ein autorenübergreifendes Kapitel über das Schweigen von
Nacht und Natur rundet die Arbeit ab.