Dieses Buch präsentiert eine grundlegende Studie zur Koordination sprachlichen Handelns in der
Chat-Kommunikation. Aufgrund des charakteristischen Einflusses der zugrunde liegenden
Technologie erweist sich die Handlungskoordination im Chat - im Vergleich zu Gesprächen - als
ein hochgradig individuelles Projekt. Eine Modellierung chatbasierter Kommunikation muss daher
berücksichtigen dass die Beteiligten ihre Handlungspläne nicht zur Laufzeit der Interaktion
mit ihren Partnern abgleichen sondern vielmehr mit dem was sie - häufig erst zeitlich
versetzt - als sprachliche Produkte auf ihren Bildschirmen wahrnehmen. Als Bezugsrahmen für
eine Beschreibung interaktionaler Besonderheiten im Chat wird daher ein individuenzentriertes
Modell der kommunikativen Teilhabe ausgearbeitet. Auf seiner Basis wird die Frage diskutiert
inwieweit Kategorien die sich für die Analyse von Gesprächen bewährt haben sinnvoll auch für
die Beschreibung chatbasierter Kommunikationsprozesse übernommenwerden können. Die
theoretischen Befunde werden in einer Fallstudie auf Basis multimodaler Daten zu
Nutzeraktivitäten beim Chatten empirisch untermauert. Hierbei wird auch deutlich dass für
interaktionslinguistische Untersuchungen so genannte Mitschnitte keine ausreichende Datenbasis
darstellen und dass die Chat-Forschung von einer Miteinbeziehung von Beobachtungsdaten zur
Kommunikationsteilhabe wesentlich profitieren kann. Die Darstellung eines Designs für die
Erhebung solcher Daten sowie eines dafür entwickelten Transkriptionsformats ist ebenfalls Teil
des Buches.