Die Arbeit untersucht die volkssprachliche Entwicklung des Philomela-Mythos vom 12. bis zum 16.
Jahrhundert anhand einer Auswahl deutscher und französischer Texte. Dabei betrachtet sie
ebenfalls die Philomela Ovids sowie ihr Nachwirken innerhalb der mittelalterlichen
Adaptationen. Der erste Teil der Arbeit widmet sich theoretischen Fragen des Verhältnisses von
Mythos und Literaturwissenschaft. Dabei wird der französischsprachigen Forschung und dem
Verfahren der Mythocritique ein besonderer Platz eingeräumt. Diese macht die Präsenz mythischer
Elemente innerhalb eines Textes zum Ausgangspunkt ihrer Analyse und hebt die Wechselwirkung von
Mythenrezeption und Kultur hervor. Die literarischen Einzeluntersuchungen die den zweiten Teil
der Arbeit bilden und einen rezeptionsästhetischen Ansatz verfolgen werden ergänzt durch eine
Untersuchung der inhaltlichen Knotenpunkte des Mythos die trotz Varianz innerhalb der
einzelnen Texte bestehen bleiben. Im Gegensatz zur Mehrheit der literaturtheoretischen
Publikationen wird dabei die Historizität der jeweiligen Aktualisierungen und deren Umgang mit
der bestehenden Tiefenstruktur des Mythos betont.