Seit ihren Anfängen tendiert die archäologische Frühgeschichtsforschung dazu Sachgüter mit
bestimmten schriftlich überlieferten Ethnien gleichzusetzen. Gegenstand der Untersuchungen
sind häufig Kleidungsbestandteile die eindimensional im Sinne einer Volkstracht interpretiert
wurden. Geradezu als Paradebeispiel hierfür gelten die völkerwanderungszeitlichen Blechfibeln
die teilweise bis heute aufgrund ihrer Zeitstellung und geographischen Verbreitung als typisch
gotisches Kleidungsbestandteil angesehen werden. Neben den Ergebnissen interdisziplinärer
Forschungen in Bezug auf kollektive Identitäten sind es vor allem methodische und
quellenkundliche Probleme die eine solche Deutung nunmehr sehr zweifelhaft erscheinen lassen.
Grundsätzlich problematisch beim gegenwärtigen Forschungsstand ist dass bereits die
typologisch-chronologische Ansprache dieser Fundgattung auf ethnisch-ereignisgeschichtlichen
Prämissen basiert welche diese Interpretationen vorwegnehmen.Die unabhängig hiervon
vorgenommene systematische Neuanalyse und chronologische Einordnung führt zu einer weitaus
differenzierteren Betrachtung dieser zentralen Fundgattung der Völkerwanderungszeit.