Hermann Broch (1886-1951) war als Romancier ein poeta doctus der sich auch als philosophischer
Essayist Menschenrechtstheoretiker Massenpsychologe und Literaturkritiker einen Namen gemacht
hat. Gleichzeitig beschäftigte er sich mit Kunst Architektur Musik und Film. Mit seinem
Drehbuch Das Unbekannte X versuchte Broch ein breites Publikum für neue wissenschaftliche
Themen zu interessieren. Wenn er auch selbst mit den Ideen zur Verfilmung seiner Romane nicht
durchdrang war er doch davon überzeugt dass dem Film als Massenmedium die Zukunft gehöre.
Brochs letzter Roman Die Schuldlosen mit der darin enthaltenen und von Hannah Arendt so hoch
geschätzten Erzählung der Magd Zerline lebt nicht zuletzt von den Anspielungen auf Mozarts Don
Giovanni. Es überrascht nicht dass einer der bedeutendsten französischen Vertreter der
musikalischen Moderne Jean Barraqué sich ganz der Vertonung von Brochs Exilroman Der Tod des
Vergil widmete. In seiner späten kulturhistorischen StudieHofmannsthal und seine Zeit lässt
Broch noch einmal die Entwicklung der Moderne in den verschiedenen Künsten Revue passieren
wobei er in der Malerei die Stationen von Paul Cézanne über Vincent van Gogh bis Pablo Picasso
markiert und in der Literatur zwei Richtungen - die ästhetische und die ethische - profiliert
die sich mit den Namen Hugo von Hofmannsthal und Karl Kraus verbinden. Kraus' Satire ist in
Brochs Augen paradigmatisch für die Literatur und Kunst des 20. Jahrhunderts. Im vorliegenden
Band Ergebnis eines internationalen Broch-Symposiums in Prag wird das Interesse des Autors an
den Künsten erstmals herausgestellt und ihr vielfältiger Einfluss auf sein Werk untersucht. Die
Beiträge zeigen wie stark die Künste gerade in Werken der klassischen modernen Literatur des
20. Jahrhunderts im Sinne von Intertextualität Ekphrasis und Verflechtung aufeinander gewirkt
haben.