Nach der These dieser Untersuchung kann das Gebet als Schlüssel zu den grundlegenden Strukturen
der Kirchlichen Dogmatik Karl Barths verstanden werden. Im Fokus steht die Frage wie der
Mensch als handelndes und empfangendes Subjekt in der Gottesbegegnung zu denken ist. In der
Ausarbeitung kommt deshalb dem Begriff der Reziprozität eine Schlüsselfunktion zu. In diesem
Horizont wird das Verhältnis zwischen der von Barth zentral gestellten Bitte und der Erhörung
(als Verwirklichung der Gottesbeziehung) analysiert: Demzufolge realisiert sich die
Gottesbegegnung positiv durch das Bedürftigkeit zum Ausdruck bringende Bittgebet darin dass
das Gebet ins Lob übergeht. Dadurch kommt eine hermeneutische Grundstruktur bei Barth zum
Vorschein: Der religiösen Erfahrung im Gebet will Barth gerade dadurch gerecht werden dass er
sie nicht thematisiert. Sie wird dagegen indirekt durchgespielt durch die dogmatischen Aussagen
seiner Theologie.