Der interdisziplinäre Band widmet sich dem Verhältnis von Scham und Schamlosigkeit in Literatur
und Geschichte Kunst und Theater der Vormoderne. Obwohl die beiden Phänomene kategorial
unterschiedlich gelagert sind lassen sie sich im Rahmen eines handlungsorientierten Ansatzes
produktiv miteinander verbinden um als Aufführungsformen der Grenzverletzung untersucht zu
werden. Im Mittelpunkt steht die Frage danach wie im Prozess der sozialen Kommunikation ein
kommunikativer Vorgang als Grenzverletzung markiert wird. Während die Scham körperlich sichtbar
macht was das Subjekt verbergen will erscheint die Schamlosigkeit als ostentatives Verhalten.
Das Verhältnis von Scham und Schamlosigkeit lässt sich daher als Zusammenspiel von
dissimulativen und ostentativen Aufführungsstrategien betrachten welches die Grenzverletzung
performativ konstituiert. Der Band zielt insbesondere auf vormoderne Zusammenhänge da hier in
der öffentlichen Verhandlung von Norm- und Verhaltensgrenzen noch keine strikte Trennung
zwischen normativen Diskursen und institutionalisierten Rechtsverfahren einerseits und
unterschiedlichen rituellen Äußerungen und spontanen face-to-face Interaktionen andererseits
herrscht.