Die Landschaft ist keine objektive Gegebenheit sie ist eine historisch vermittelte
Wahrnehmungsweise der Natur. Zur Voraussetzung hat sie die Herausbildung von Sehmustern und
Naturauffassungen die nur unter bestimmten sozialen Bedingungen entstehen können. Die
literarische Darstellung des Naturraums ist Teil dieses Prozesses sie fügt sich ein in den
größeren Zusammenhang einer ästhetischen Vermittlung der Natur. Landschaft ist ein bestimmtes
Wahrnehmungsschema das zuerst die Malerei entwickelt. Erst sehr viel später folgt ihr die
Literatur. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit einer Revision der bisherigen
Literaturgeschichtsschreibung die umstandslos jede Angabe zum Naturraum mit Landschaft
gleichsetzt. Es ist aber nicht so dass sich die Literatur einseitig an der bildenden Kunst
orientierte diese ist auch wieder abhängig von jener das betrifft vor allem die Bildinhalte.
Bei allen Gemeinsamkeiten der Künste gibt es auch gravierende Unterschiede was allein schon
aus der Verschiedenheit der artistischen Mittel resultiert. Die prosaische Naturdarstellung
gehört zu einer seit alters betriebenen als Ekphrasis bezeichneten Beschreibungskunst die
ihre eigenen Gesetze hat.