Die Studie geht den vielfältigen Bezugnahmen auf das antike Griechentum in Literatur und Kultur
dem Bildungswesen und den Altertumswissenschaften nach die das deutsche Nationalbewusstsein
1890 1933 34 beeinflussten. Diese besondere Art der Identitätsstiftung wird als Dritter
Humanismus bezeichnet und über Varianten rekonstruiert wie sie vom Altphilologen Werner Jaeger
dem Bildungsphilosophen Eduard Spranger und dem Lyriker Stefan George vertreten wurden.
Insgesamt betrachtet läßt er sich als eine ganzheitliche nationalpädagogische Strömung in
Reaktion auf die Modernekritik in der Nachfolge Nietzsches begreifen. Auf der Basis eines
vitalistisch verstandenen Griechentums sollte durch Amalgamierung ästhetischer
kulturkritischer und politischer Überlegungen neuer Sinn für die Gegenwart und ein künftiges
Deutschtum entstehen. Eine humanistische Bildungskonzeption vermittelte individuelle wie
nationale Identität. Dabei griff der Dritte Humanismus zurück auf bewährte Denkmuster der Zeit
um 1800 stellte aber auch Anknüpfungsmöglichkeiten für die nationalsozialistische Kultur- und
Bildungspolitik bereit. Damit gehört er sowohl in die Rezeptions- und Wirkungsgeschichte der
Weimarer Klassik als auch in die mentale Vorgeschichte des Dritten Reichs.