Salomo A. Birnbaum (1891-1989) ist unbestrittener Pionier auf zwei großen eng aufeinander
bezogenen Forschungsgebieten nämlich der historischen jiddischen Sprachwissenschaft sowie der
Paläographie des Hebräischen und aller jüdischen Nachfolgesprachen: 1918 veröffentlichte er die
erste wissenschaftliche Grammatik des Jiddischen (vier weitere Auflagen ab 1966) in den 20er
Jahren begann er ausgehend von dem Bedürfnis mittelalterliche jiddische Manuskripte zu
datieren und zu lokalisieren mit seinen paläographischen Studien die in dem Standardwerk The
Hebrew Scripts (1954 57 1971) gipfelten und ihm zugleich ein weiteres Forschungsgebiet die
Vergleichung jüdischer Sprachen eröffneten. Die vorliegende Aufsatzsammlung (teils
Wiederabdrucke teils nach bisher ungedruckten Manuskripten ediert) bildet nach Birnbaums
eigenen Vorstellungen einen Querschnitt durch sein Lebenswerk. Bd. I enthält Beiträge zur
jiddischen Philologie: Entstehung und Alter der Sprache orthographische und lautliche
Entwicklungen Probleme der Umsetzung in Lateinschrift Dialektologie Etymologie u.a. ferner
einen Überblick über die weiteren jüdischen Sprachen sowie umfangreiche Einzeluntersuchungen
insbesondere zum Dzudezmo ('Jüdischspanischen') und zum Bucharischen ('Jüdischpersischen'). Die
Beiträge in Bd. II dokumentieren die Entwicklung der sich etablierenden hebräischen
Paläographie in den 30er bis 60er Jahren wo Birnbaums quantitative und vergleichende Methoden
sich vor allem seit 1947 an den damals aufgefundenen Schriftrollen vom Toten Meer aber auch an
Neufunden mittelalterlicher jiddischer Handschriften glänzend bewährten. Birnbaum lehrte von
1922 bis 1933 Jiddisch an der Universität Hamburg von 1936 bis 1957 Jiddisch und hebräische
Paläographie an Londoner universitären Instituten.