Stefan George und sein Kreis erfahren seit geraumer Zeit starke Aufmerksamkeit. Interesse wird
meist den Personen ihren Werdegängen ihren politischen Überzeugungen und sexuellen
Präferenzen entgegengebracht. Was aber hat das mit der Produktion von Lyrik im George-Kreis zu
tun? Die Autorin zeigt dass beide Aspekte durch ein umfassendes Konzept von Nachahmung
verbunden sind. In Georges Lyrik und Poetik identifiziert sie eine Nachahmungstheorie die
sowohl den sozialen Interaktionsformen des Kreises als auch seinen Gedichten zugrunde liegt.
Über die stilistische Nachahmung beim Verfassen von Gedichten will der Meister seine
Gefolgsleute zu ethischer Nachahmung erziehen und mittelbar auf die Erziehung des ganzen Volkes
wirken. Das Buch leistet einen Brückenschlag zwischen sozialgeschichtlichen und poetologischen
Ansätzen die in der George-Forschung bisher unverbunden nebeneinanderstehen. Es versteht die
soziale Kreiskonstellation als Folge poetologischer Grundanschauungen. Lyrik und Poetik des
Kreises seine weltanschaulichen und pädagogischen Konzepte sowie individualistische
Gegenprogramme konkurrierender Positionen werden in eingehenden Textanalysen dargestellt.