Zwischen 1514 und 1663 wurde die antike Gattung des Heroidenbriefes nahezu ausschließlich von
neulateinischen Dichtern gepflegt. Da der genannte Zeitraum in der Gattungsgeschichte bislang
kaum behandelt ist erschließt diese Studie die Heroidensammlungen der wichtigsten Autoren
Eobanus Hessus Andreas Alenus Jacob Bidermann Baudouin Cabiliau Jean Vincart Jacob Balde
indem es ihre literaturhistorischen Kontexte (mittelalterliche Vorläufer Bedingungen und
Medien der Ovid-Rezeption zeitgenössische poetologische Diskussionen) aufzeigt und sie in
Einzelanalysen jeweils exemplarischer Briefgedichte zugänglich macht. Dabei spielen v.a. die
Modi der christianisierenden Transformation ihres antiken Vorbildes Ovids Heroides die
mannigfachen intertextuellen Bezüglichkeiten auch untereinander sowie die Frage nach der
funktionalen Bestimmung dieser Gattung im Vergleich zu anderen zeitgenössischen Genera eine
zentrale Rolle. Auch die Wandlungen der Gattung durch innovative Auswahl biblischer
hagiographischer oder profangeschichtlicher Stoffe durch die Ausweitung formaler
Darstellungsmöglichkeiten (Zyklusbildung Allegorie Text-Bild-Kombinationen) oder durch
poetologische Reflexionen der Autoren werden aufgezeigt.