Grabinschriften erlauben einen einmaligen Einblick in die Glaubenswelt des Menschen. Anhand von
64 Inschriften aus dem Mittelmeerraum rekonstruiert diese Studie den Unsterblichkeitsglauben
der griechischsprachigen Menschen der Antike. Die Inschriften stammen aus der Zeit vom 5. Jh.
v. Chr. bis in das 5. Jh. n. Chr. Analysiert werden die in den Grabinschriften verwendeten
Bilder wobei sich verschiedene Bestandteile des Unsterblichkeitsglaubens
herauskristallisieren: der Träger der Unsterblichkeit der Ort an dem man die Unsterblichkeit
erlebt sowie die dort verrichteten Tätigkeiten. Vor diesem Hintergrund lässt sich zudem eine
Seelenlehre der Grabinschriften zeichnen. Die Studie zeigt dass jeder einzelne Bestandteil des
Glaubens sowohl im dies- als auch im jenseitigen Bereich erlebt werden konnte. Das Gesamtbild
des Unsterblichkeitskonzepts weist jedoch beträchtliche Inkonsequenzen auf: So kann der
Verstorbene mit dem schwindenden Atem identifiziert werden verrichtet jedoch im Jenseits den
Göttern einen ewigen Dienst. Die Inschriften geben demnach ein Zeugnis für die so oft
inkohärenten Vorstellungen einer populären Religiosität die jedoch von literarischen Topoi und
philosophischen Einflüssen geprägt ist.