Der Band Norm und Poesie versammelt 17 Beiträge internationaler Fachgelehrter die sich mit dem
unterschiedlichen Verständnis von Dichtung sowie mit den Interdependenzen zwischen
Dichtungstheorie und Dichtung in der Frühen Neuzeit befassen. Eine Reihe von poetologischen
Traktaten die mehrheitlich in lateinischer Sprache verfasst und der antiken Tradition
verpflichtet sind werden als Beispiele expliziter Regel-Poetik analysiert. Der Bezug der
Poetik zur zeitgenössischen Poesie wird dabei ebenso in den Blick genommen wie das Verhältnis
der Poetik zu den anderen Künsten namentlich der Schwesterkunst der Rhetorik. Diese Beiträge
werden ergänzt durch solche in denen aufgezeigt wird wie einzelne Dichtungen über ein
Verweissystem intertextueller Bezüge u.a. Reflexionen über poetologische Maximen transprotieren
und auf diese Weise eine implizite Poetik bieten. Die Kombination von Untersuchungen sowohl zur
expliziten oder normativen Poetik als auch zur impliziten oder selbstreflexiv inhärenten Poetik
erlaubt einen facettenreichen Blick auf das spannungsvolle Wechselspiel der beiden sich
gegenseitig beeinflussenden Formen der Poetik.