Die Studie nimmt die Wiederkehr des prophetischen Autorschaftsbildes und die Reichweite
visionärer Poetiken in der Moderne in den Blick. Sie zeichnet nach wie Autorschaft und
Prophetie zu Beginn des 20. Jahrhunderts erneut zusammenkommen und welche Traditionen
prophetischer Dichtung von Autoren wie Nietzsche Rimbaud Thomas Mann George Rilke Trakl
und Werfel aufgegriffen und modifiziert werden. Herausgestellt wird das produktive teilweise
auch brüchige Wechselspiel von Inszenierungen heiliger Autorschaft zwischen Selbstermächtigung
und Entsubjektivierung einerseits und den prophetischen Sprachfiguren andererseits. Dabei zeigt
sich dass die Autoren und ihre Figuren nicht nur als charismatische Heilsbringer nobilitiert
sondern auch zu prophetischen Medien fremder Instanzen v.a. der Sprache erklärt werden. Die
anachronistische Figur des Propheten erweist sich hierbei als Katalysator moderner und
innovativer Ausdrucksformen. Die Nähe von Prophetie und unfreiwilliger Parodie offenbart aber
auch die Tendenz zur Selbstdestruktion und die Gefahr der ideologischen Überformung des
Propheten zum 'leeren' Medium. Vor diesem Hintergrund lässt sich die Debatte um die 'Wiederkehr
des Autors' mit der um die 'Wiederkehr der Religion' verknüpfen.