Die jüdische Erfahrung der Vertreibung aus dem vertrauten kulturellen sprachlichen und
sozialen Milieu zur Zeit des Dritten Reichs und die Versuche unter den Bedingungen des Exils
damit umzugehen können in vieler Hinsicht als paradigmatisch für entsprechende Erfahrungen von
Millionen von Flüchtlingen und Migranten in unseren Tagen angesehen werden. In einer im April
2011 vom German Department der Hebräischen Universität Jerusalem veranstalteten Konferenz
wurden an Texten deutsch-jüdischer Exilanten die verschiedensten Identitätskonstruktionen und
Zugehörigkeitsmodelle untersucht die den Abgrund zwischen Hier und Dort überbrücken sollten.
Die einzelnen Beiträge behandeln u.a. Versuche der Identitätskonstruktion bzw. -rekonstruktion
deutsch-jüdischer Autoren die in sprachlicher Isolation zu leben gezwungen waren und die
öffentliche Funktion der Sprache aufgeben mussten. Alternative Konzepte von Identität und
Solidarität die von den im Namen einer Ideologie Rasse oder Religion Verfolgten in ihren
Texten entwickelt wurden aber auch neue Wahrnehmungen von Exil das in der jüdischen Tradition
immer schon die nationale und kulturelle Identität bestimmt hat gehören zu den Themen des
Bandes.