Die Studie versteht sich als Beitrag zur Ägyptenrezeption einerseits zur Reiseliteratur- und
Fremdheitsforschung andererseits. Sie untersucht das Ägyptenbild in der deutschen
Reiseliteratur bis ins 17. Jahrhundert und verfolgt zwei Ziele: die systematische Erfassung der
Reiseberichte und die Untersuchung der Ägyptendiskurse im Spannungsfeld von Ägyptomanie und
Orientalismus. Mit der kommentierten Bibliographie legt sie das erste fundierte Nachschlagewerk
zum Thema vor und schließt mit dieser Pionierarbeit eine lange bestehende Forschungslücke. Mit
der Interpretation ausgewählter Reiseschriften stellt sie die Besonderheit der jeweiligen
Quelle heraus und zeigt Kontinuitäten und Umbrüche in den vermittelten Ägyptenbildern und
Darstellungsmustern auf. Die exemplarischen Textanalysen und flächendeckende Bestandsaufnahme
verbindet die Studie mit aktuellen kulturwissenschaftlichen Theorien und der Identitätsdebatte
aus ägyptischer und deutscher Perspektive. So gelingt es ihr erstmals den monolithischen
Orientalismus-Komplex zu dekonstruieren und dem hegemonialen Orientalismus Saids einen
frühneuzeitlichen Orientalismus als Diskurs der Ohnmacht zur Seite zu stellen.