Der 'Trojanerkrieg' Konrads von Würzburg entwickelt Wissensansprüche die im Kontext
mittelalterlicher Mythographie ebenso ambitioniert wie prekär sind. Die poetischen Verfahren
die diese epistemischen Transformationen des Mythenerzählens bewirken sind noch kaum erforscht
obwohl der Zusammenhang von Literatur und Wissen in jüngerer Zeit intensiv diskutiert wurde.
Denn polarisierende Kontroversen verhinderten bislang die Entwicklung einer
operationalisierbaren Methodologie zur Analyse der Wissensproduktion vormoderner Literatur. Die
Studie sondiert leitende Prämissen und Konzepte zum Wissensbegriff und erarbeitet im Rückgriff
auf systemtheoretische Kategorien ein Analysemodell das zugleich historisierbar und
anschlussfähig für allgemeine Wissensforschung ist. Auf dieser Basis werden die
wissensgenerierenden Potentiale des 'Trojanerkriegs' rekonstruiert: Konrads Roman
invisibilisiert Paradoxien indem er die Selbstreferenz von Geschichte und Erzählen verstärkt
zugleich aber seine vielfältigen Fremdreferenzen auf antike und mittelalterliche
Wissensdiskurse abblendet. In detaillierter Analyse werden die narrativen semantischen
imaginativen kognitiven und diskursiven Dimensionen dieses Prozesses herausgearbeitet.