Nihilismus nimmt in Nietzsches Denken eine herausragende Stellung ein. Ab den 1880er Jahren
taucht der schillernde Begriff in den Schriften des Philosophen auf. Deutlicher noch bezeugen
Nietzsches Notate ein schweres geistiges Ringen mit dem unheimlichsten aller Gäste der mit dem
Nichts im Bunde den Sinn des Lebens infrage stellt. Doch bereits Die Geburt der Tragödie
Nietzsches Erstschrift ist eine hellsichtige Auseinandersetzung mit dem Nihilismus insofern
sie zum einen dessen Genealogie zeichnet wenn sie die versteckten nihilistischen Implikationen
der abendländischen Kultur aufdeckt. Andererseits richtet sie den Blick nach vorn indem sie in
Form einer ästhetischen Lebensrechtfertigung nach einer Überwindung des Nihilismus Ausschau
hält. Diese Doppelbewegung: zurück in die Ursprünge des Nihilismus und voraus in eine weniger
nihilistische Zukunft prägt fortan Nietzsches Philosophie. Dieser Band arbeitet in einer
werkgenetischen Analyse die Doppelbewegung heraus wobei der Nihilismus nicht allein als
kulturelles Phänomen sondern auch in seiner anthropologischen Fundierung in Augenschein
genommen wird. Anhand der Ergebnisse wird abschließend die gegenwärtige Sinnkrise diskutiert.