Seit dem Entstehen der modernen Textlinguistik in den 1960er Jahren ist eine Vielzahl z.T. hoch
spezialisierter Analyseansätze in diesem Bereich entwickelt worden die auch in diversen
Einführungen schon aufbereitet worden sind. Anliegen dieses Arbeitsheftes ist es Grundlagen
linguistischer Textanalyse vorzustellen wie sie insbesondere Studierende philologischer Fächer
bei der Analyse literarischer und anspruchsvoller Sachtexte benötigen. Textlinguistik wird
dabei nicht als eine Sonderdisziplin der Sprachwissenschaft aufgefasst die sich nur mit der
'obersten' Beschreibungsebene befasst sondern im Sinne der von Peter Hartmann konzipierten
'verwendungsorientierten Sprachwissenschaft'. Besonderer Wert wird darauf gelegt die 'neue'
Textlinguistik auch in die Tradition früherer Bemühungen um den Gegenstand einzuordnen
(Rhetorik Hermeneutik Literaturwissenschaft vorstrukturalistische Grammatik). Das
Schwergewicht der Darstellung liegt auf der mit vielen Beispielen angereicherten Erläuterung
der vier zentralen Beschreibungsdimensionen: situativer Kontext Funktion Thema sprachliche
Gestalt. Hier werden nicht nur die den Textzusammenhalt gewährleistenden Kohäsionsmittel
besprochen sondern die Gesamtheit der sprachlichen Mittel v.a. auf der Ebene von Lexik und
Grammatik. Ziel ist es die Verbindung zwischen Variationslinguistik und Textlinguistik zu
verdeutlichen: Zu den Aufgaben der Letzteren gehört es die Soll- und Ist-Normen von Varietäten
und Textsorten zu beschreiben.